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Wasser sparen in der Schweiz? Ein kurioses “Race to the Bottom”

Die Bewohner eines der wasserreichsten Länder der Welt sparen eifrig Wasser. Sparen liegt ihnen im Blut und ein Hang zum Perfektionismus ebenso. Man reduziert also, duscht auf die Schnelle, benutzt Sparbrausen, die den Wasserstrahl mit Luft verdünnen. Das Sparen geht diesen Leuten so leicht von der Hand, dass der Wasserversorger Ende Jahr überrascht feststellt, dass der Verbrauch wieder stark gesunken ist.

Die Kosten sind aber immer noch dieselben, sind es doch praktisch ausschliesslich Fixkosten. Alle Häuser müssen versorgt und die Abwässer in die Kläranlage geleitet werden. Für den doppelten oder den halben Verbrauch müssen die Zu- und Ableitungen nicht wesentlich grösser sein. Das Wasser selber muss ja nicht erst entsalzt oder durch eine Wüste umgeleitet werden, es quillt in Flaschen-Qualität im Ueberfluss aus dem Boden.

Je mehr also gespart wird, desto höhere Preise muss der Versorger berechnen – die Kosten pro Haushalt bleiben im Schnitt die Gleichen. Das ganze Sparen ist vergebens. Nur derjenige, der nicht mitmacht, trägt die Gemeinkosten überproportional. Abhilfe schafft eine gesonderte Verrechnung der Gemeinkosten. Und dann erlischt der Sparanreiz. Aber falls man es nicht tut, entsteht fast ein Zwang zum Sparen im Gleichschritt mit den Nachbarn.

Aehnliche Effekte zeigen sich im Elektrizitätsmarkt. Dort werden die Kosten für Strom und Netz separat verrechnet. Das Netz kostet fast die Hälfte. Aber auch beim Strom selber stecken ganz schön viel Gemeinkosten drin (v.a. Kapazitätskosten). Sparen mag ja in der heutigen Situation erwünscht sein, jedenfalls in Ländern, in denen die Stromproduktion nicht CO2-frei erfolgt (in der Schweiz darf man hier durchaus ein Fragezeichen setzen). Aber was, wenn in Zukunft die variablen Kosten der Stromproduktion gegen Null gehen, weil voll amortisierte Solarfarmen in der Wüste und Windfarmen auf den Ozeanen die Energie zu vernachlässigbaren Kosten liefern? Dann hat man sich in der Rückschau mit all der Sparerei in eine schön verschwenderische Sackgasse hineinmanövriert.

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