Zum Gastbeitrag von Silvio Borner und Bernd Schips in der NZZ vom 8. September 2018 (“Der Pferdefuss der Energiestrategie 2050“)
In der NZZ legen die Professoren Borner und Schips dar, warum in der Schweiz Solar- und Windstrom nie marktfähig sein werden. Der Grund: Stromangebot und -Nachfrage fallen nicht zusammen, was zu prohibitiven Intermittenzkosten (d.h. Glättungskosten) führt, solange es keine keine wirtschaftlich zu betreibenden, saisonalen Speicher gibt. Das lässt sich zwar gut begründen, wird von der Gegenseite aber hartnäckig und detailreich bestritten bzw. als lösbar dargestellt.
Dabei geht vergessen: die Folgerung, dass Solar- und Windstrom in der Schweiz nie rentieren werden, gilt selbst für den Fall, dass es in Zukunft wirtschaftliche Speicher gibt. Weshalb? Eine Solarzelle in der Atacama-Wüste oder nur schon in Spanien und ein Windrad in der Nordsee generieren ein Mehrfaches des Ertrags, den sie in der Schweiz erzeugen würden. Realkapital am falschen Ort ist das, was man eine Investitionsruine nennt.
Wie lässt sich das anschaulich darstellen? Nehmen wir an, dass es wirtschaftliche Speicher gibt. Diese müssten eine hohe Energiedichte haben, wie sie etwa chemische Speicher haben, z.B. das in Deutschland diskutierte Power-to-Gas. Speicher mit hoher Energiedichte wären weltweit günstig transportierbar, so wie heute Brennstoffe in Supertankern und Pipelines verteilt werden.
Wenn hochdichte Energie reisen kann: Welche Konsequenzen hat das auf die Rentabilität von Investitionen in Sonne und Wind in der Schweiz? Eine Solarzelle in der Atacama-Wüste und ein Windrad in der Nordsee generieren ein Mehrfaches des Ertrags in der Schweiz. Bei einem hohen, aber nicht unmöglich hohen Wirkungsgrad bedeutet das, dass die gleiche Investition, die in der Schweiz eine bestimmte Menge minderwertigen Flatterstrom generiert, an einem idealen Ort gleich viel gespeicherten, transportfähigen und damit hochwertigen Strom liefert.
Die Konsequenz: Auf Basis Gestehungskosten wäre diese gespeicherte, importierte Energie deshalb günstiger als Schweizer Solarstrom selbst im Sommer. Heimische Investitionen würden dadurch wertlos. Praktisch immer sinnvoll ist in der Schweiz der Ersatz von fossilen Brennstoffen durch Strom, bei der Erzeugung von Strom zählt aber vor allem der effiziente und sparsame Gebrauch von Kapital. Das schliesst bei nüchternem Rechnen Sonne und Wind aus.
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SW/2018-09-09